20. Juli 1944: Gedenken an den deutschen Widerstand

20. Juli: Gedenken an den deutschen Widerstand
Gedenken und Kranz-Niederlegungen für die Opfer des Nationalsozialismus und den deutschen Widerstand

Von Andreas Klamm-Sabaot
Berlin / Ostpreußen. 21. Juli 2010. In Berlin, Ostpreußen und in vielen Teilen Deutschlands wurde gestern der Opfer der Nationalsozialisten und des deutschen Widerstand um Claus Schenk Graf von Stauffenberg gedacht. Vor 66 Jahren am 20. Juli 1944 versuchte Graf von Stauffenberg den damaligen Reichsführer Adolf Hitler mittels eines Bombenanschlags zu töten und damit den militärischen Umsturz in Deutschland einzuleiten und Friedens-Verhandlungen mit den Alliierten Streitkräften möglich zu machen. Mit dem Scheitern des Attentats, das Hitler verletzt überlebte scheiterte auch der militärische deutsche Widerstand unter Feder-führender Beteiligung des Adels, der Beamten und der Wehrmacht. Die ARD zeigte in Tagesthemen ein Interview mit dem einzigen noch lebenden Augenzeugen, dem ehemaligen Wach-Soldaten, Kurt Salterberg,
.(http://www.tagesschau.de/inland/zwanzigsterjuli100.html).

Die beteiligten Menschen an dem geplanten Umsturz-Versuch und dem Attentat an Hitler stammten vor allem aus dem Adel, der Wehrmacht und der Verwaltung. Es wird vermutet, dass der Personenkreis vielfach Kontakte zum Kreisauer Kreis um Helmuth James Graf von Moltke hatte, dokumentierte das Online Lexikon Wikipedia. Den mehr als 200 Menschen, die nach dem Attentat auf Hitler hingerichtet wurden, gehören unter anderem der Generalfeld-Marschall, Erwin von Witzleben, 19 weitere Generäle, 26 Oberste, zwei Botschafter, sieben Diplomaten, ein Minister, drei Staatssekretäre sowei der Chef des Reichskriminalpolizeiamts (RKPA) an. An den Vorbereitungen für den militärischen Umsturz sollen auch mehrere Oberpräsidenten, Polizei-Präsidenten und Regierungs-Präsidenten beteiligt gewesen sei.
Die von Claus Schenk Graf von Stauffenberg in einer Aktentasche unter dem Lagetisch in der Wolfschanze platzierte Sprengladung tötete zwar Menschen, doch nicht den Diktator Adolf Hitler und damit musste der Umsturz-Versuch deutscher Offiziere, Beamte und des Adels als gescheitert betrachtet werden. Die am Attentat beteiligten Menschen wurden standrechtlich noch in der Nacht zum 21. Juli im Hof des Berliner Bendler-Blocks, dem Sitz des Oberkommandos des Heeres, erschossen.

Gedenk-Veranstaltungen zum 20. Juli 1944

Zum Gedenken an die Befreiungs-Versuche des 20. Juli 1944 haben mehrere Gedenk-Veranstaltungen stattgefunden, etwa ein ökumenischer Gottesdienst in der Gedenkstätte Plötzensee. Die Bundesregierung lud in der Gedenk-Stätte Deutscher Widerstand im Bendler-Block zu einer Feierstunde. Zu den Gedenk-Feierlichkeiten sprachen auch Verteidigungs-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg und Bundesrats-Präsident Jens Böhrnsen.
Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen und der Stellvertretende BVV-Vorsteher Carsten Engelmann legten gemeinsam mit dem Bund der Verfolgten des Naziregimes Berlin e.V. am Dienstag, um 10 Uhr an dem Gedenk-Stein für die Opfer des Nationalsozialismus am Steinplatz zum 66. Jahrestag einen Kranz nieder.
Anläßlich des Gedenk-Tages hielt die Vize-Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Petra Bosse-Huber, in Wuppertal eine Rede mit dem “Titel Lebendiges Gedenken – mit emotionalem und geistigem Handwerkszeug”.
Zu größerer emotionaler Freiheit und damit zu mehr Wahrhaftigkeit ermutigte Petra Bosse-Huber, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, in ihrer Rede anlässlich Gedenkveranstaltung der Stadt Wuppertal zum 20. Juli 1944 die Menschen der Kriegsgenerationen und ihre Kinder und Enkel. „Kaltherzige Gleichgültigkeit“ wie sie die jüdische Philosophin Hannah Arendt 1950 bei den Deutschen angesichts der Schreckenstaten des Nationalsozialismus’ beobachtet habe, würde heute psychologisch eher als „Symptomatik einer schweren Traumatisierung“ interpretiert. Für eine nachhaltige Aufarbeitung und ein lebendiges Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus’ sei es notwendig, „emotionales Handwerkszeug“ zu erwerben, so die Theologin. Für den Umgang mit Schuld sei auch „das geistige Handwerkszeug“ nötig, das sich aus moralischer Urteilskraft, Gewissensbildung und religiösen und humanistischen Werten speise.
In der Erziehung der Familien, in den Schulen und der Ausbildung sei es wichtig, „immer wieder neu“ an die Ereignisse zu erinnern, die zum 20. Juli 1944 führten, an den Holocaust, den faschistischen NS-Staat, an die Rassenideologie, die Abschaffung aller bürgerlichen Freiheitsrechte und den Vernichtungskrieg. Es komme besonders darauf an, dass Kinder und Jugendliche ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln, das sie fähig mache zu Einfühlung und Gerechtigkeitsempfinden. „Nur Ich-Stärke, die gepaart ist mit Sympathie und Sinn für Solidarität und Fairness, macht stark genug, um den Verlockungen faschistischer und materialistischer Ideologien zu widerstehen“, unterstrich Bosse-Huber. Sie erinnerte an Berichte über gewaltbereite Jugendliche, die in speziellen Therapien wieder dazu gebracht würden, ihren eigenen Schmerz und ihre eigene Ohnmacht zu fühlen, um dann ermessen zu können, was sie anderen angetan haben: „Erst dann kann es zu einem Verständnis der eigenen Schuld, zu Reue und zu dem Wunsch nach Wiedergutmachung kommen.“
Für das lebendige Gedenken künftiger Generationen an die Leiden der Opfer, an die Verbrechen und die mutigen Taten im Nationalsozialismus sei es nötig, dass Menschen sich anrühren lassen vom Leid anderer Menschen. „Aber nur, wenn sie offen sind für die Geschichten von Schmerz und Leid, von Verrat und Schuld in ihren eigenen Familien, können sie sich öffnen für die Geschichten der Menschen, die ihnen fremd sind“, so die Vizepräses.
Sie erinnerte daran, dass die meisten am Widerstand Beteiligten „eine Vision für die Zeit danach“ hatten und wie die evangelische Theologin Dorothee Sölle zu der Überzeugung kamen, dass aus der Liebe zu Deutschland und der Scham über seine Schuldgeschichte die Kraft für eine gemeinsame Vision von Frieden und Gerechtigkeit wachsen könne. Ihr Resümee: „So bleibt das Gedenken an die Opfer lebendig: Zu dem abwehrenden ‚Nie wieder!’ kommt der schöpferische Aspekt, zum Gedenken tritt das Tun. Das Erinnerte wendet sich nach außen und bekommt neues Leben.“
Zu der alljährlichen Veranstaltung zur Erinnerung an die Widerständler des 20. Juli 1944 hatte der Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal im Namen der Stadt Wuppertal, der Jüdischen Kultusgemeinde und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit eingeladen. Die Gedenk-Veranstaltung fand um 17 Uhr im Deweerth’schen Garten in Wuppertal-Elberfeld statt.

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